Kaufhaus in Trouble
Kömödie in drei Akten von Winnie Abel
Mai 2024
Schlossberg Theater in Höchstform!
Dass Theaterspielen mehr als ein unterhaltsamer Abend ist, sondern auch ein Lebensgefühl – stellte das Schlossberg Theater mit seinem aktuellen Stück „Kaufhaus in Trouble“ von Winnie Abel einmal mehr unter Beweis. Und aktuell ist nicht nur die Aufführung, sondern vor allem das große Thema, das uns alle berührt. Es geht um das Kaufhaus-Sterben und die daraus resultierenden Probleme nicht nur für die Angestellten, die um ihre Arbeitsplätze bangen. Denn Kaufhaus-Sterben ist auch irgendwo Innenstadt-Sterben.
Rettet KauDi (Kaufhaus Dickeschanz) ist dann auch ein Weckruf eingebettet in einer Komödie. Richtig viel Action kann man nicht nur auf der Bühne erleben – das Publikum selbst wird immer wieder in das Geschehen einbezogen, egal ob als Mitarbeiter bei der Betriebsversammlung, wenn die Klo-Frau, um schnell was zu essen zu holen, einfach jemanden aus dem Publikum requiriert, der in der Zwischenzeit darauf zu achten hat, dass jeder Toilettengänger auch den Obolus von 50 Cent entrichtet.
Einer der Höhepunkte ist ohne Zweifel, wenn eine wichtige Persönlichkeit animiert wird, sich in der Unterwäsche-Abteilung umzusehen. Schirmherr StS Christoph Degen scheute nicht, diesen Job zu übernehmen und probierte auf der Bühne – „in der Umkleide wird gerade ein Rohr verlegt…“ – eine passende Herren-Unterhose an – über der Hose – auf Anraten der Verkäuferin – „denn das ist ja auch hygienischer“…
Die vergessliche Verkäuferin Suse Nolde wurde gefühlvoll von Carmen Alecu dargestellt. Bühnenerprobt und professionell agierte Daniela Weber als die Influencerin und von Beauty besessene Verkäuferin. Voll überzeugend als Bert Köhler - ein großspuriger Abteilungsleiter mit Herz - agierte Tom Sundt. Als knallharte Unternehmensberaterin Clara Maschmaurer, durfte Anja Ludwig dieses Mal die Böse sein. Die völlig überforderte Kaufhaus-Erbin Marlen von Dickeschanz, die plötzlich ihre eigenen Stärken entdeckt, wurde überzeugend von Irene Tews dargestellt. Heimlicher Star im Stück war Edeltraud Marx als die resolute Klo-Frau Ute, die mit losem Mundwerk zu allem ihren Senf dazu gab. In gleich 3 Rollen glänzte Bettina Krenn als Samira, die notorische Online-Shopperin, als Sparfuchs Ramona und als Klima-Kleberin. Auch Alex Pohlmann war nicht nur Fußball-Freak und stolzer Berufssoldat, sondern begeisterte das Publikum noch mit dem „Kaudi-Song“, den er auf der Ukulele musikalisch begleitete. Nicht zu vergessen ist – last not least – Alexander Stranzky, der als honoriger Kleptomane voll in seinem Element war.
Hinter der Bühne sorgte Organisator Frank Grunert perfekt für Ordnung und blitzschnellen Umbau. Als Souffleuse gelang es Ariane Hartmann wie gewohnt perfekt, kleine Texthänger unbemerkt zu übermitteln.
So wurden alle Aufführungen zu einem Riesenspaß für die Zuschauer. Zum Finale, open air auf der mobilen Bühne vom Verband Hessischer Amateurtheater in Hammersbach war neben Jörg Dreismann, dem Präsidenten vom VHA auch Winnie Abel, die Autorin des Stücks persönlich aus Mainz angereist. Beide waren restlos begeistert von der Inszenierung. Am Ende feierte man gemeinsam die Rettung von KauDi, die Darsteller, welche allesamt in ihren Rollen brillierten und das ganze Team, das unter der Leitung von Wolfgang Griepentrog als Regisseur und gleichzeitig verantwortlich für die Technik sowie Marina Griepentrog für die Dramaturgie und als Gesamtleiterin zu Höchstform auflief.
Fotos von Michael Kördel-Henckel